Folgende Geschichte einer Familie aus Afghanistan hätte sich so zugetragen haben können ....

Der Familienvater erzählt:
Ich heiße  Mustafa. Bis 2015 habe ich in einem Vorort von Kabul gelebt. Mit meiner Frau Samira und unseren 2 kleinen Kindern wohnten wir zusammen mit meiner jüngeren Schwester und meiner Mutter zusammen im Haus meiner Mutter. Mein Vater war schon vor 5 Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorben. Meine ältere Schwester und 2 Brüder und Cousinen und Cousins und Tanten und Onkels wohnten grade um die Ecke.
Meine Mutter besaß  einen Gemüesegarten, wir liebten die Tomaten und natürlich waren auch die Kartoffeln sehr wichtig, vor allem für den langen Winter. Ein großer Aprikosenbaum trug soviele Früchte, dass wir einen Teil davon trocknen konnten, und es gab immer frische Kräuter, die in der Sommerhitze dufteten.  In einer Ecke blühte ein riesiger Rosenbusch. 
Den Lebensunterhalt für meine Familie verdiente ich als Taxifahrer. Auf der Fahrt nach Hause zog der Geruch von gegrilltem Schaffleisch in meine Nase - köstlich. 
Dann zog das Unheil über uns herein. 
Der Ortsvorsteher bat mich - als männliches Familienoberhaupt - um Erlaubnis meine  Schwester heiraten zu dürfen. Meine Schwester hat sich aber geweigert. Deshalb warf mich die Polizei ins Gefängnis. Nach 3 Tagen haben sie mich blutüberströmt freigelassen. Der Ortsvorsteher nahm mir mein Auto weg, so konnte ich nichts mehr verdienen. Wieder bat er um die Hand meiner Schwester. Sie wollte aber diesen alten, bösen Mann nicht heiraten. Und wieder wanderte ich ins Gefängnis und wurde wieder gefoltert... 
Da beschloss meine Mutter, dass wir alle Afghanistan verlassen müssen, wie schon so viele vor uns. Wir verkauften  das Haus, mit dem Erlös bezahlten wir die Schleuser. Nach einer monatelangen, lebensgefährlichen Flucht kamen wir in Deutschland an. 
Zuerst wurden wir in einer Erstaufnahmeeinrichting in Heidelberg einquartiert - und blieben dort fast 2 Jahre. Es gab immer viel Streit dort, oft unerträglich laut, ich fühlte mich völlig verloren. Dann bekamen wir eine Wohnung in Schönau. Unser 3. Kind kam zur Welt. Ich fuhr jeden Tag nach Heidelberg  zum Deutschkurs. Schreiben und Lesen lernen fiel mir sehr schwer, noch dazu in einer neuen Schrift.
Anfangs war es in Schönau kaum auszuhalten,  ohne Arbeit, ohne Freunde, viele Verwandte noch in Afganistan, woher oft grausame Nachrichten kamen. Und die vielen Briefe der Behörden. Ich konnte sie nicht verstehen. Aber ich habe Hilfe gefunden. 
Meine Kinder konnten bald in die Kindergarten gehen und in die Schule und wenn wir krank sind bekommen wir ein Rezept vom Arzt und ich habe (fast) keine Angst mehr vor der Polizei. Und wir haben finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen, bis ich endlich, endlich Arbeit gefunden habe, es war sehr schwierig , denn bis heute kann ich nur schlecht schreiben und lesen.

 

Geflüchtete  in Schönau

zur Zeit leben in Schönau:

79 Personen in Familien
11 Einzelpersonen (Männer)

Die Menschen kommen aus Syrien, Afghanistan, aus afrikanischen Ländern und auch aus Asien.
Untergebracht sind Sie in von der Stadt angemieteten Häusern oder Wohnungen oder in stadteigenen Häusern.

Die ukrainischen Geflüchteten sind in diesen Zahlen nicht enthalten

Nachlese zum Nachmittagskaffee mit Ukrainerinnen

Am Donnerstag dem 19.5. trafen sich im Franz Junius Gemeindehaus Geflüchtete aus der Ukraine mit der Flüchtlingshilfe Steinachtal. Pfarrerin Agnes Seyferth hatte dankenswerterweise den Saal zur Verfügung gestellt und sprach eine herzliche Begrüßung aus. Es kamen ca. 15 Frauen mit ihren Kindern zwischen 2 Monaten und 17 Jahren, die teilweise schon zu Anfang des Krieges geflohen waren. Zu Beginn gab es eine Vorstellungsrunde, bei der die Geflüchteten erzählten von wo sie kamen und wie die oft verschlungenen Reisen sie zu uns geführt haben. Besonders ergreifend war die Geschichte einer Mutter, die hochschwanger flüchtete und fünf Tage nach Ende der Flucht ihr Kind sicher bei uns in Deutschland bekam. Viele der Geflüchteten kommen aus Mikolajiw, nahe Cherson, das als erste große Stadt erobert wurde. Während die Kinder in einer Spielecke malten oder draußen spielten, stellte die Flüchtlingshilfe ihr Unterstützungshilfen bei Behördengängen, Wohnungssuche und Vernetzung vor und man tauschte sich aus, was im Moment am meisten gebraucht wird. So wurde der Wunsch nach einem gemeinsamen Austausch via Messengerdienst geäußert, die Schwierigkeit angesprochen aus der ehemaligen Fachklinik Eiterbach zur Tafel Neckargemünd zu gelangen, da Öffnungs- und Buszeiten nicht recht zusammenpassen und der Wunsch nach einer Liste von Second Hand Läden im Umkreis genannt. 

 

Alle Geflüchteten sind inzwischen (zumindest vorläufig) untergekommen, der tägliche Sprachkurs im Rathaus Schönau trägt Früchte und alle Kinder sind schon in Kitas und Schulen angekommen bzw. angemeldet. Auch wenn die Situation von Unsicherheiten geprägt ist; wie lange werden sie bleiben, was erwartet sie zuhause und vor allem, wie geht es den Daheimgebliebenen, so war die Stimmung von Dankbarkeit für die erlebte Unterstützung getragen, die auch aus Einzelangeboten von BürgerInnen besteht. So bietet z.B. ein Rentner aus Schönau einmal die Woche einen Ausflug zum Luisenpark, dem Zoo oder dem Köpfelbad an.

 

Ermöglicht wurde der lebhafte Austausch durch die Übersetzungen von Frau Lilly Stupa und Jula Arkanopelski, der Sozialarbeiterin in Eiterbach.

 

Anschließend gab es Kaffee und leckeren Kuchen, die großzügig privat und von den Bäckereien Legron und Bernauer gespendet wurden, sowie einen Markt mit Sommerkleidung, denn die hatte natürlich niemand im Gepäck.

 

Wir haben einen schönen Nachmittag erlebt, der uns gezeigt hat, wie wichtig die gemeinsame Vernetzung und gegenseitige Hilfe ist. Auch wenn wir noch nicht alle Geflüchteten erreicht haben, so werden die Kreise größer und gemeinsam ist diese Not besser zu ertragen als alleine.

 

Wenn Sie uns unterstützen wollen melden Sie sich einfach unter mail@fluechtlingshilfe-steinachtal.de oder bei Eva Arb (01573/4991563 oder 06228/1018).